Leider gibt es kein Buch, keine Zeitschrift und keine Internetseite, die die Namen von Ärzten auflistet, die sich bereitwillig von der Pharmaindustrie manipulieren lassen. Was bleibt also übrig, wenn man solche Ärzte meiden will, außer sich auf Mundpropaganda und eigene Erfahrung zu verlassen?
Es gibt schließlich nicht mal ein Verzeichnis jener Ärzte, die es besser machen wollen und sich an evidenzbasierter Medizin orientieren. Man kann als Patient aber immerhin ein paar kritische Bücher oder Zeitschriften lesen. Oder eben den Versuch unternehmen, seinen Arzt selbst zu testen. Es ist gar nicht so schwierig, wie Sie vielleicht denken!
Achten Sie zum Beispiel beim Besuch in der Praxis darauf, ob Ihnen gleich zu Beginn ein Zettel mit „individuellen Gesundheitsleistungen“ (Igel) in die Hand gedrückt wird. Nicht alle, aber viele dieser Leistungen sind medizinisch überflüssig und reine Geschäftemacherei. Ärzte aber, die fleißig „igeln“, sind womöglich weniger an der Gesundheit ihrer Patienten als an deren Geld interessiert und vermutlich auch offener für Pharmageschenke. Also bitte nur mit Vorsicht genießen.
Sie müssen sich trauen mit dem Arzt zu reden
Beginnen Sie bei Ihrem nächsten Arztbesuch doch einfach mal darüber zu reden, was Ihnen wichtig ist. Sagen Sie Ihrem Arzt zum Beispiel, dass Sie nicht in jedem Fall ein Medikament erwarten. Wenn er Ihnen sagt, dass Ihre Symptome mit Medikament nach sechs Tagen verschwinden und ohne Medikament nach sieben Tagen, dann teilen Sie ihm mit, welche Variante sie vorziehen.
Wenn Sie nicht in einer Notlage sind und nicht dringender Hilfe bedürfen, fühlen Sie sich vielleicht auch stark genug, Ihrem Arzt ein paar Fragen zu stellen. Sie brauchen dazu kein großes Vorwissen. Sie müssen sich nur trauen. Allein seine Reaktion auf Ihre Fragen verrät schon einiges über seine Berufsauffassung. Wenn Ihr Arzt ein aufgeklärter Mensch ist und die Ansicht vertritt, dass mündige Patienten ein Gewinn sind, kann er mit Ihren Fragen umgehen. Wenn nicht, hat er es auch nicht verdient, Ihr Arzt zu sein.
Wenn Ihr Arzt Ihnen ein Medikament verordnet, das erst neu auf dem Markt ist: Fragen Sie ihn, ob es nicht auch ein älteres Mittel gibt. Ältere Medikamente haben den Vorteil, dass sie besser untersucht sind und man ihre Nebenwirkungen besser kennt. Außerdem gibt es von älteren Medikamenten meist günstigere Kopien, sogenannte Generika, das senkt die Ausgaben der Krankenkassen und damit Ihre Beiträge. Die Pharmaindustrie verdient sich nämlich dumm und dämlich an dem Mythos, wonach ein neues Medikament automatisch besser ist als ein älteres.
Fragen Sie Ihren Arzt, ob es belegt ist, dass das Medikament, das er Ihnen verordnet, besser ist als ein anderes Medikament.
Fragen Sie Ihren Arzt, ob er eine Studie kennt, die die Vorteile des Medikaments belegt und ob diese Studie in einer anerkannten wissenschaftlichen Fachzeitschrift erschienen ist. Wenn er eine deutsche Zeitschrift nennt, ist das bereits ein Grund zu zweifeln – leider gibt es keine international anerkannte deutsche Medizinzeitschrift mehr.
Fragen Sie ihn, ob der Nutzen des Medikaments in einem angemessenen Verhältnis zu seinen Nebenwirkungen steht und wie es sich mit den anderen Medikamenten verträgt, die Sie einnehmen.
Fragen Sie Ihren Arzt, was er von evidenzbasierter Medizin hält, einer neuen Richtung, die sich streng an beweisbare Erkenntnisse aus wissenschaftlicher Forschung hält.
Infoportale im Internet noch im Aufbau
Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitsweisen (IQWiG) hat im Internet auch eine Seite für Patienten eingerichtet: gesundheitsinformation.de Die Seite ist übersichtlich, gut verständlich und von hoher Qualität, aber noch nicht besonders umfassend. Ein Beispiel: Unter dem Punkt „Baby“ wird lediglich die Frage beantwortet, ob Soja-Babynahrung Säuglinge mit erhöhtem Allergierisiko vor Allergien oder Nahrungsunverträglichkeiten schützt. (Antwort: Dafür gibt es keine Belege).
Keine Informationen finden sich dagegen auf der Homepage zu Fragen, die alle Eltern interessieren, etwa: Welche Impfungen sind ratsam? Soll wirklich jedes Baby Vitamin D Tabletten schlucken? Die Homepage ist noch im Aufbau und es wäre wünschenswert, wenn bald noch mehr Inhalte auf ihr zu finden wären.
Ebenfalls noch im Aufbau befindet sich die Homepage des Gemeinsamen Bundesausschusses (g-ba.de ), die evidenzbasierte Informationen für Patienten anbietet. Bisher gibt es diese dort allerdings nur zur chronisch obstruktiven Lungenerkrankung, außerdem kann man sich über Nutzen und Schaden der Brustkrebskrebs-Früherkennung, der Darmkrebs-Früherkennung und zum Neugeborenen-Screening informieren.
Auf der gemeinsamen Homepage der gesetzlichen Krankenkassen gkv.info/gkv kann man dagegen zum Beispiel nachschauen, welche Arzneimittel heute in der Apotheke von einer Zuzahlung befreit sind.